Die Einheit der Christen

■ Jedes Jahr vom 18.-25. Januar findet ja offiziell eine sog. Gebetswoche für die Einheit der Christen statt. Die Anfänge davon reichen ins 19. Jahrhundert zurück, als jemand von den Protestanten dies anregte. Der hl. Papst Pius X. hat das betreffende Anliegen zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgenommen, und die katholische Kirche ruft seitdem ihre Gläubigen (unter Verweis auf Joh 10,16) ausdrücklich dazu auf, für die Einheit der Christen zu beten, damit nämlich die, die sich im Lauf der Jahrhunderte von der wahren katholischen Kirche getrennt haben, in dieses geistige Vaterhaus zurückkehren, zu der einen Herde und dem einen Hirtenamt, welches in der Kirche lebt.
Diese Gebetswoche fängt am 18. Januar, dem Fest Petri Stuhlfeier zu Rom, an und verläuft bis zum 25. Januar, dem Fest der Bekehrung des hl. Apostels Paulus, der ja wegen seines Martyriums in Rom ebenfalls aufs engste mit der Ewigen Stadt und der Römischen Kirche verbunden ist. Wir sollen um eine solche Bekehrung der verirrten Schafe beten und darauf vertrauen, dass unsere Gebete auf welche Weise auch immer ebenfalls ein kleiner Beitrag zur erhofften Rückkehr der Fehlgeleiteten zur wahren Kirche sind.
Wenn man in diesem Zusammenhang speziell über die Frage nach dem tieferen Selbstverständnis der katholischen Kirche nachdenkt und dies dann mit der entsprechenden Eigeninterpretation der verschiedenen protestantischen Gemeinschaften außerhalb des Katholizismus vergleicht, fällt der folgende markante Unterschied auf, der praktisch auf sämtliche protestantische Denominationen zutrifft.
Eines der entscheidenden Argumente des Erzprotestanten Martin Luther bestand ja gerade in der Behauptung, dass die katholische Kirche bei ihrem Verständnis des Hl. Schrift und des Glaubens insgesamt grundsätzlich irre, und dann eben ihm das betreffende Licht aufgegangen sei, weshalb er sowohl den wahren Glauben predige als auch die wahre Christenheit darstelle. Analog äußerten sich dann auch die übrigen „Reformatoren“, dass erst sie das echte Christentum entdeckt hätten.
Wenn es aber so gewesen sein sollte, dass das im Urchristentum vorhandene richtige Verständnis von Schrift und Glauben in der Zwischenzeit in dem von ihnen so verhassten Katholizismus verloren gegangen und erst durch die „Reformatoren“ wieder entdeckt und belebt worden sei, dann stellt sich die wichtige Frage, was denn in der Zwischenzeit gewesen sei. Denn nach dieser Logik der Protestanten muss also, ob es ihnen selbst nämlich bewusst ist oder nicht, das wahre Christentum aufgehört haben zu existieren – wenn es ja im ersten oder spätestens im zweiten christlichen Jahrhundert verschwunden und erst im 16. Jahrhundert wiederbelebt worden sei.
Die Kirche soll ja dann bis zu 1500 Jahren lang geirrt und den Gläubigen folgerichtig auch keinen echten Zutritt zur Gnade und Erlösung Jesu Christi gewährt haben. Luther lehnte bezeichnenderweise auch die Autorität der Kirchenväter und somit in der Folge auch der in der Ost- und Westkirche anerkannten alten Ökumenischen Konzilien ab und stellte ihnen gegenüber im übelsten Hochmut lediglich die Autorität seiner eigenen Person auf – sein Gewissen sei ihm auch und gerade in fundamentalen Glaubensfragen die letzte, höchste und eigentliche Instanz!
Wie verhält sich das alles aber mit dem Wort und der Verheißung Christi an die Apostel und somit auch an die von Ihm gestiftete Kirche als Heilsinstitution, welche Er unmittelbar nach der Erteilung des Missionsbefehls ausgesprochen hatte: „Seht, Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.“? (Mt 28,20.) Und an wie viel anderen Stellen des Evangeliums wird aus dem Mund Jesu feierlich verkündet, dass und wie der Heilige Geist die Jünger belehren und an die Worte Jesu erinnern werde! „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommt, wird Er euch in alle Wahrheit einführen.“ (Joh 16,13.)
Die Verheißung Jesu an Seine Kirche, mit ihr bis ans Ende der Zeiten zu bleiben, bedeutet logischerweise ja auch das Versprechen, dass Er sie nie verlassen werde! Denn Liebe kennt und duldet ihrem Wesen nach keine Pausen in ihrer Geltung. Wie soll das aber möglich sein, wenn die Kirche nach der Logik der Protestanten für ca. 15 Jahrhunderte praktisch aufgehört haben soll zu existieren, da es ja während dieser ganzen Periode keinen einzigen Protestanten gegeben hat! Zu wem erklären und degradieren Luther, Zwingli, Calvin samt aller ihrer Gesinnungsgenossen dann aber Jesus? Heben sie denn nicht wenigstens indirekt Seine betreffenden Verheißungsworte auf bzw. entkräften sie in ihrer fundamentalen Wirkung und zentralen Bedeutung für die Existenz, das Leben und Wirken der Kirche als der Institution, die nach der Intention Jesu und mit Seinem Gnadenbeistand zu allen Zeiten das von Ihm gewirkte Heil vermitteln soll? Auch wenn die Kirche (wegen starken Verfolgungen und populären Irrlehren) bisweilen nur als eine sehr „kleine Herde“ (vgl. Lk 12,32) ihrem Sendungsauftrag nachgeht!
Und wenn es nach der Logik der Protestanten sogar bis zu ganzen 1500 Jahren lang keine wahre und echte Christenheit gegeben habe, dann sei ja nicht nur die an sich notwendige Kontinuität und Nachfolge im Glauben für viele Jahrhunderte unterbrochen worden, sondern auch das historische Pfingstfest selbst schlussendlich nicht wirksam genug gewesen und somit nutzlos geworden! Denn wenn der Heilige Geist zunächst einmal 50 oder maximal 100 Jahre lang wirkt, dann aber plötzlich über 15 Jahrhunderte lang „eine Pause einlegt“ und „Urlaub macht“, um frühestens im 16. christlichen Jahrhundert aus seinem „Dornröschenschlaf“ wieder „aufzuwachen“, dann wäre Er ja definitiv nicht göttlich! Der ganze christliche Gottesbegriff bricht dann gewaltig auseinander und auch die Lehre von der Dreifaltigkeit lässt sich nicht mehr wirklich halten!
Zur gleichen Zeit, zu welcher diese protestantischen „Revoluzzer“ das christliche Grunddogma von Gott einer gewaltigen Erschütterung aussetzen, weil sie ja wenigstens indirekt sowohl die Göttlichkeit Christi als auch die Gottheit des Heiligen Geistes einem wesentlichen Zweifel unterziehen, hieven sie sich selbst zur Ebene und Stufe der Apostel als den Trägern des Heiligen Geistes und Empfängern der christlichen Offenbarungsreligion auf bzw. erklären sich zu Personen, zu denen der Heilige Geist eben auf dieser Ebene gesprochen habe. Also sei die Offenbarung Jesu Christi nicht mit dem Tod des letzten Apostels abgeschlossen worden, wie die Kirche lehrt, sondern diese Offenbarung würde durch sie fortgesetzt werden! Eine furchtbare Anmaßung bzw. verabscheuungswürdige Vermessenheit, die da aus ihrer gewaltigen Verirrung im menschlichen Stolz resultiert!
Wir sprechen hier ausdrücklich nicht von der persönlichen Ebene der betreffenden protestantischen Christen. Manche von ihnen suchen Christus auch ehrlich und haben sich Ihm vom Atheismus und sonstigen gewaltigen Verirrungen zugewandt. Aber wenn diese Zuwendung zu Jesus nicht in der wahren Christenheit und Kirche geschieht, dann laufen sie ja erneut Gefahr, irgendwelchen menschlichen Ideen und weltlichen Ideologien nachzulaufen. Ob nun diese ganzen protestantischen „Kirchen“ erst im 20. oder 19. oder „schon“ im 16. Jahrhundert entstanden sind – sie können beim besten Willen nicht den wahren Glauben und das wahre Christentum darstellen.
Denn sie können sich nicht auf den Glauben aller Jahrhunderte beziehen, wo doch nur in der katholischen Kirche diese ununterbrochene Glaubenstradition als heilige Überlieferung lebendig anzutreffen ist. Der Heilige Geist kam am historischen Pfingstfest auf die junge Kirche herab und führte und leitete sie seitdem unter Seinem göttlichen Gnadenbeistand zu allen Zeiten und Jahrhunderten. So entdecken wir unseren heutigen überlieferten katholischen Glauben sowohl in den Schriften des Neuen Testamentes als auch in den Schriften der Apostolischen Väter und der Kirchenväter aller christlichen Epochen. So stehen wir als die glaubenstreuen Katholiken heute ebenfalls in der apostolischen Glaubens- und somit Christusnachfolge, weil wir ja ebenfalls nichts am überlieferten geheiligten Glaubensgut eigenmächtig geändert und „reformiert“ haben!
Wenn aber der Heilige Geist nach der Logik der Protestanten einen „Aussetzer“ und dann auch noch über ganze 1500 Jahre gemacht haben soll, entsakralisiert und entwertet man definitiv den Glauben und alles, was damit zusammenhängt – er wird zu reinem Menschenwerk!
■ Wenn wir die „Reformen“ der „Konzilskirche“ betrachten und analysieren, die heute von den meisten irrtümlicherweise für die katholische Kirche gehalten wird, fällt uns ebenfalls auf, in wie vielen der wesentlichen Glaubensbereichen da die Einführung von solchen wesentlichen Neuerungen initiiert worden ist, die in erschreckender Dissonanz zum dem überlieferten Glauben stehen. Bisweilen wird da sogar auch das eindeutige Gegenteil von dem behauptet, was die Kirche über zweitausend Jahren lang gelehrt und verkündet hat.
Bezeichnenderweise haben viele von denen, die das Vatikanum II. guthießen und annahmen, von einem neuen Zeitalter gesprochen. Johannes XXIII. führte in seiner Apostolischen Konstitution „Humanae salutis“ (vom 25.12.1961) zur Einberufung des Vatikanums II. sogar den Begriff „neues Pfingsten“ ein: „23. …Und sogar gestattet uns der anzubetende Geist Gottes, … diese Bitte hinzuzufügen, welche heute Ihm aus allen Erdteilen entgegengebracht wird: ‚Erneuere zu unserer Zeit wie durch ein neues Pfingsten Deine Wunderwerke‘…“. Diese Grundidee vom „neuen Pfingsten“ zieht sich seitdem wie ein roter Faden durch sämtliche (den überlieferten Glauben zerstörenden) Aktivitäten der Modernisten. Oft reden die Menschen solches nach, ohne offensichtlich zu verstehen, welche gewaltige Büchse der Pandora da nämlich geöffnet worden ist.
Denn wenn das 2. Vatikanum ein „neues Pfingsten“ für die Kirche sein soll, dann muss ja die historische Sendung des Heiligen Geistes als nicht wirkungsvoll genug und somit als weitestgehend nutzlos angesehen werden! Dann sei auch die katholische Kirche vor dem Vatikanum II. nicht vollwertig gewesen, weil sie ja erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts ihre vermeintliche Vollgestalt angenommen hätte. Vorher habe sie aber die Menschen irgendwie auch in die Irre geführt und sie in wichtigen Fragen nicht den Willen Gottes erfüllen lassen!
Wohl nicht zufällig, dass in der „Konzilskirche“ in theologischen Schriften immer nur Bezug auf modernere „Päpste“ genommen wird bzw. nur genommen werden kann, da die früheren Quellen ihnen oft sogar diametral entgegenstehen! Die wahre Kirche Jesu sei also nach der konsequent befolgten Logik erst gegen Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden, wobei die protestantischen „Reformatoren“ schon seit dem 16. Jahrhundert wichtige Impulse dazu geliefert hätten!
Zwar werden viele der offiziellen Katholiken sagen, die Worte des Johannes XXIII. seien sicher anders gemeint gewesen und keinesfalls in diesem fatalen Sinn. Mag sein und eigentlich auch gut, dass viele der Menschen auf persönlicher Ebene noch etwas bewahrt haben vom richtigen Kirchenverständnis. Aber allein die Einführung und Benutzung des Begriffs „neues Pfingsten“ im betreffenden Zusammenhang stellt einen solchen Dammbruch dar, der in seiner desaströsen Tragweite unbedingt entsprechend beleuchtet werden muss, zumal die darauffolgenden „Reformen“ der modernistischen „Konzilskirche“ ja in voller Kongruenz mit dem betreffenden neueingeführten Begriff stehen!
Wenn es aber gewissermaßen ein zweites Pfingsten geben kann, warum dann nicht auch ein drittes oder ein viertes oder ein zehntes? Wenn in der „Konzilskirche“ Luther und andere „Reformatoren“ sich ausdrücklich einer besonderen Hochachtung erfreuen und praktisch nie klare Kritik, sondern überwiegend „Verständnis“ ernten, warum darf sich dann nicht auch jeder andere Mensch entsprechend auf sein eigenes „Gewissen“ als letzte Instanz berufen? Warum sich denn nicht einmal auch auf eine „göttliche Vision“ im Traum berufen?
So wird alles relativiert und in Frage gestellt. Macht man es ja auch tatsächlich weitestgehend so in der „Konzilskirche“. Dann sei ja auch eine jede weitere Generation berechtigt, in Besinnung auf den jeweils gegenwärtigen Zeitgeist ein jeweils „neues Pfingsten“ auszurufen! Ein komplettes Durcheinander und letztendlich gelte auch keine Glaubenswahrheit für alle und zu jeder Zeit absolut!
Irgendwie muss man einem Johannes XXIII. u.a. auch dankbar sei, dass er seine mit dem Vatikanum II. und der von ihm ausgerufenen neuen Epoche eigentlich verbundenen Absichten so zutreffend in einen konkreten Begriff gefasst hat!
■ In der katholischen Kirche erfolgt die für uns Menschen tatsächlich immer wieder erforderliche Erneuerung im Glauben auf die Weise, dass man sich sehr wohl auf die gnadenvolle Wirkung der historisch erfolgten Geistsendung auf die katholische Kirche herab besinnt und die bereits da für alle Zeiten unverändert verkündeten grundgelegten Wahrheiten der Worte und Taten Jesu Christi, des Göttlichen Erlösers, verinnerlicht! Ein „neues Pfingsten“ ist da mitnichten erforderlich, weil der Heilige Geist in der katholischen Kirche immer unter der Bedingung und Voraussetzung fortlebt und segensreich wirkt, dass sich die Kinder der Kirche treu an die apostolische Glaubenspredigt halten, welche dann unverfälscht alle Jahrhunderte hindurch in Treue gelehrt und verkündet wird!
Somit besteht eine unserer wesentlichen Aufgaben darin, Treue zum überlieferten Glaubensgut zu bewahren – was nämlich von Aposteln gelehrt und dann innerhalb der katholischen Kirche von Generation zu Generation in seiner Substanz unverändert weitergegeben worden ist! Erklärt ja der hl. Apostel Paulus so eindrucksvoll, worauf es da ankommt: „So betrachte man uns als Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes. Da verlangt man von einem Verwalter weiter nichts, als dass er treu befunden wird.“ (1 Kor 4,1f.)
Deswegen ist die katholische Kirche auch apostolisch und steht glaubensmäßig in der an sich erforderlichen apostolischen Nachfolge, weil sie nämlich in Bezug auf den dogmatischen Kern des Glaubens nichts Neues einführt, sondern den Glauben über alle Jahrhunderte hindurch als heilig und gottgegeben betrachtet – gerade wegen seines göttlichen Ursprungs! Und gerade so lebt Christus in Seinem Heiligen Geist in der Kirche weiter, auch wenn die betreffenden Katholiken auf persönlicher Ebene durchaus schwach und sündhaft sind und somit leider nicht immer und nicht hinreichend die richtig gelehrten Prinzipien konsequent im eigenen Leben in die Praxis umsetzen.
Wir alle kennen ja Fälle aus unserem persönlichen Umfeld, wo manche Katholiken an sich einen guten Willen aufgebracht und den Glauben doch ernstgenommen hatten. Sie wollten nichts anderes als einfach nur katholisch bleiben. Wie viele von ihnen haben dann auch genau gesehen und verstanden, wie falsch z.B. die modernistischen „Reformen“ sind. Sie haben sich im Herzen auch eindeutig dagegen ausgesprochen.
Mit der Zeit und dem auf sie andauernd ausgeübten Druck – ob dieser seitens der Medien oder der eigenen Familie und Freunde oder der großen Mehrheit in der Pfarrerschaft und eigenen Kirchengemeinde erfolgte – sind sie irgendwie schwach und kraftlos geworden oder wollten einfach nicht mehr als Außenseiter dastehen. Ihr bildlich gesprochener Atem hat für den betreffenden Druck nicht mehr ausgereicht und sie sind auf die eine oder andere Weise einen Kompromiss mit den eigentlich auch aus eigener Sicht unkirchlich gesinnten Kräften eingegangen, obwohl sie an sich und ursprünglich keinen bösen Willen hatten.
Werden wir nicht auch bisweilen solchen Versuchungen ausgesetzt? Wer kann denn garantieren, dass er dem betreffenden Druck immer standhalten werde? Soll man es sich denn nicht auch etwas leichter machen und sich entsprechend anpassen? Sagen denn nicht viele, die da leider schwach geworden sind und nachgegeben haben, und „trösten“ sich damit, dass sie ja nicht die eigentlichen Verantwortung für das entstandene große Problem in der Kirche tragen – dies würden die Pfarrer, Bischöfe und Päpste tun. Irgendwie haben sie auch nicht ganz Unrecht damit.
Aber dennoch hängt es immer auch irgendwie von jedem Einzelnen von uns ab, da ja die Kirche als menschliche Gemeinschaft aus vielen einzelnen Mitgliedern besteht. Wir alle können etwas dafür, dass die Treue zu der Kirche gehalten wird, die Jesus Christus gestiftet und uns so Sein Heil vermittelt hat – jeder in Entsprechung zur jeweiligen historischen Situation und seiner ganz konkreten Position im Leben!
Bewundern wir doch alle immer wieder z.B. die frühchristlichen Märtyrer oder auch die aus späteren Zeiten oder auch aus jüngerer Vergangenheit, wie mutig und tapfer sie doch für ihren Glauben an Jesus Christus eingestanden sind und welches großartige Bekenntnis zur katholischen Kirche sie dann auch abgelegt haben. Oder wir erstarren geradezu in ehrlicher Ehrfurcht vor der Glaubensstärke und mannhaften Entschiedenheit der japanischen Christen, die bis zu 200 Jahren lang einer härtesten Verfolgungssituation ausgesetzt waren und dabei auch noch keine Priester sehen konnten und somit keine Gelegenheit zur Beichte, hl. Messe und zum Empfang der hl. Kommunion besaßen. Unter ihnen konnte nur die Nottaufe und Nottrauung gespendet werden.
Nun, wir haben heute unsere konkrete Situation, in welcher wir für unseren Glauben in unverbrüchlicher Treue zur wahren Kirche Christi, der katholischen Kirche, einstehen können und nach der offenkundigen Fügung der Vorsehung Gottes auch sollen! Was nützte es uns, wenn wir etwa nur über irgendwelche träumerisch ausgemalten heroischen Taten für Christus und die Kirche nachsinnen würden, ohne die konkreten Möglichkeiten zu nutzen, die sich uns in der Spezifik der heutigen Situation bieten?
Bisweilen hört man von solchen Fällen, in welchen brave Katholiken lange ihrem Glauben, dem Glauben unserer Mütter und Väter, treu geblieben sind und bisweilen auch längere Wege in Kauf genommen haben, um halbwegs regelmäßig dem überlieferten hl. Messopfer beizuwohnen. Dann aber ist ihnen doch auch irgendwie „die Puste ausgegangen“ und sie haben sich den Orthodoxen angeschlossen. Ihr Argument war und ist, dort gäbe es ja sehr wohl gültige Sakramente und u.a. auch keinen Modernismus. Sie könnten es als Katholiken sonst nicht mehr durchhalten, weil die Lage im Katholizismus von ihnen zu viele Kräfte abverlange.
Man weiß und gibt auch zu, dass in der offiziellen Orthodoxie auch eine Reihe von Dingen nicht in Ordnung sind, auch und gerade in theologischer Hinsicht. Aber die Not ihrer konkreten Lebenssituation veranlasse sie dazu, aus ihrer Sicht das berühmte kleinere Übel zu wählen und es sich somit in einer der offiziellen orthodoxen Gemeinschaften etwas ruhiger und bequemer zu machen.
Ja, man kann es auf rein menschliche Weise schon irgendwie nachvollziehen (nicht rechtfertigen!), wie und weshalb solche Menschen zum betreffenden Entschluss kommen. Aber dennoch müssen sie bedenken, dass sie dann doch die Treue zum Glauben, zum Glauben ihrer Eltern aufgeben und gerade dann, wenn es entscheidend wird und hart auf hart kommt, die Kirche als ihre geistige Mutter verlassen bzw. im Stich lassen! Irgendwie ist das dann auch Verrat an der eigenen Mutter und dem eigenen Vater.
Jedes Mut-Fassen beim Erleben von betreffenden Versuchungen zur Untreue, jeder bewusste Akt der Hoffnung und des Vertrauens auf die Vorsehung Gottes, jeder ehrliche Gebetsseufzer in einer schwierigen Situation, jede körperliche wie geistige Anstrengung, um an der Sonntagsmesse teilzunehmen, die dann u.a. auch nicht in Gemeinschaft mit der „Konzilskirche“ dargebracht wird – all das wird von Gott ganz sicher als Ausdruck unserer Treue zu Ihm und der von Ihm gestifteten Kirche gewertet werden!
Beten wir also sowohl für uns selbst, auch füreinander, dass wir die betreffenden Prüfungen bestehen und unbedingt in allem dem überlieferten Glauben und der Einen, Heiligen Katholischen und Apostolischen Kirche treu bleiben, als auch für alle verirrten und von der katholischen Kirche getrennten Seelen, damit sie zur wahren Kirche als dem uns von Christus gegebenen geistigen Vaterhaus zurückkehren und dann zusammen mit allen treuen Jüngern Jesu den ewigen Lobpreis Gottes sprechen!

P. Eugen Rissling

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